„Wenn nicht die Schweizerische Post, wer dann?“
Das Unternehmen gehört zu den Pionierinnen bei der CO2-Speicherung mit Pflanzenkohle / Philipp Mäder, verantwortlich für die Neutralisations-Strategie der Post, besuchte jetzt die Produktionsanlagen des First Climate-Partners Inkoh in Maienfeld
Die Schweizerische Post gehört zu den Pionierinnen bei der Nutzung von Pflanzenkohle zur Neutralisation nicht vermeidbarer Emissionen aus dem Geschäftsbetrieb. Das Unternehmen bezieht dafür über First Climate CO2-Senkenzertifikate aus regionalen Projekten. Philipp Mäder, Geschäftsführer der zuständigen Tochtergesellschaft, Post CDR AG, besuchte jetzt die Pflanzenkohle-Produktionsstätte des First Climate Partners Inkoh AG in Maienfeld, um sich vor Ort über Herstellung, Anwendung und das Potenzial der Technologie zu informieren.

Inkoh-Geschäftsführer Gion Willi präsentierte die innovative Produktionsanlage im graubündnerischen Maienfeld, wo sein Unternehmen seit 2020 eine industrielle Pyrolyseanlage zur Pflanzenkohle-Herstellung betreibt. Zum Einsatz kommt dabei lokal gewonnenes, unbehandeltes Waldrestholz, das bei Inkoh direkt vor Ort getrocknet wird – energieeffizient mit Abwärme aus dem Pyrolyseprozess. Durch die Pyrolyse wird der in der Biomasse enthaltene Kohlenstoff dauerhaft in der Pflanzenkohle gebunden. Die Nutzung der Pflanzenkohle – etwa durch die Einbringung in den Boden oder als Zuschlagstoff für Baumaterialien – ermöglicht es, den gebundenen Kohlenstoff über Jahrhunderte hinweg stabil und nachhaltig zu speichern und ihn dadurch aktiv der Atmosphäre zu entziehen.
Philipp Mäder zeigte sich überzeugt von dem hohen Standardisierungsgrad der Pflanzenkohle-Produktion bei Inkoh, der es dem Unternehmen ermöglicht, eine gleichbleibend hohe Produktqualität gemäß den Richtlinien des European Biochar Certificate (EBC)-Standards zu gewährleisten. Wie er ausführte, hat sich die Schweizerische Post nicht zuletzt aufgrund dieses hohen Qualitätsstandards, aber auch aufgrund der lokalen Schweiz Herstellung in der Schweiz, sowie aufgrund der skalierbaren Verfügbarkeit der Technologie im Rahmen ihrer ambitionierten Neutralisationsstrategie für die Nutzung von Pflanzenkohle entschieden.

„Wir haben [….] klare Qualitätskriterien, wie wir Projekte aussuchen. First Climate hat uns dann ein Angebot zur Umsetzung unserer Strategie gemacht, das diesen Anforderungen entspricht.“ -Philipp Mäder
Für das Jahr 2040 hat sich die Schweizerische Post ein konzernweites Netto-Null-Klimaziel gegeben. Bis zu diesem Zeitpunkt plant die Post, ihre betriebsbedingten Treibhausgasemissionen innerhalb ihrer kompletten Wertschöpfungskette um mindestens 90% gegenüber dem Basisjahr 2021 zu reduzieren. Bereits ab 2030 wird das Unternehmen außerdem nicht vermeidbare Restemissionen neutralisieren – auch mit Hilfe der CO2-Senkenzertifikate aus der Herstellung und Nutzung der schweizerischen Pflanzenkohle.
„Wir wollen das Vorbild sein, vorausgehen und echt auf Wirkung orientiert aktiv handeln. Wenn nicht die Schweizerische Post, wer dann?“, so Philipp Mäder in einem Interview, das er First Climate im Rahmen seines Projektbesuchs bei Inkoh gab.
Die Videoaufzeichnung des Gesprächs können Sie sich hier ansehen. Das Transkript dazu finden Sie weiter unten.
Das Interview mit Philipp Mäder
Was sind die Klimaziele der Schweizerischen Post und was tut die Post, um sie zu erreichen?
Wir haben ein sehr ambitioniertes Best-Practice-Klimaziel, das wir sogar letztes Jahr noch verschärft haben seit 2020. Was heißt verschärft? Wir werden 2030 klimaneutral im eigenen Betrieb – Scope 1 und 2.
Was machen wir dafür? Wir reduzieren unseren CO2-Ausstoß so gut es geht. Wir sind SBTi nach dem 1,5 Grad-Ziel validiert, jetzt gerade neu. In der Schweiz sind wir eines der wenigen Unternehmen mit einem Netto-Null-Ziel bereits für 2040. Obwohl unser Engagement in Bezug auf unseren Reduktionspfad groß ist, können wir weder 2030 noch 2040 auf Null kommen, das liegt auf der Hand.
Wir streben mit dem Netto-Null-Ziel an, mindestens 90% des CO2-Ausstoßes zu reduzieren. Aber den Rest werden wir neutralisieren. Und darum haben wir gesagt, wenn wir uns 2030 schon „klimaneutral im eigenen Betrieb“ nennen, dann werden wir alles, was wir nicht reduziert haben, bereits im Jahr 2030 neutralisieren. Das heißt, wir brauchen jetzt relativ früh, relativ schnell eine Neutralisationsstrategie. Die Möglichkeiten auf dem Markt sind begrenzt; es gibt eingeschränkte Methoden, die skalierbar verfügbar sind. Wir werden das Vorbild sein, vorausgehen und wirkungsorientiert aktiv sein. Wenn nicht die Schweizerische Post, wer dann?
Was sind die großen Meilensteine in der Klimastrategie der Post?
Die Schweizerische Post hat drei große Felder, in denen wir mit unserem Geschäft tätig sind. Das ist zunächst der Personenverkehr, das heißt, die Postautos in der Schweiz werden von uns betrieben. Zweitens sind wir ein Logistikunternehmen für Briefe, Pakete und artverwandte Güter. Und wir sind eine Bank – die Postfinanz gehört auch zum Konzern Schweizerische Post.
Wir haben für alle drei Reduktionsziele und das sind mit Abstand die größten Meilensteine. Wir elektrifizieren die gesamte Zustellung; in der Güterlogistik versuchen wir, so schnell wie möglich auf alternative Antriebe umzustellen, genauso, wie wir das auch mit dem Postauto versuchen.
Bereits 2024 möchten wir 100 Postautos elektrifiziert und auf den Straßen unterwegs haben. Bis 2030 werden wir Pakete und Briefe vollständig klimaneutral zustellen. Wir haben heute bereits Bern und Zürich als zwei große Städte, in denen wir nur noch auf fossilfreiem Wege zustellen.
Und in der Bank ist es vor allem das Anlageportfolio der Postfinanz; das bedeutet, dass in der Wertschöpfungskette im Scope 3-Bereich bis 2040 das vollständige Anlageportfolio 100% fossilfrei sein wird.
Welche Rolle spielt die Pflanzenkohle?
Das ist genau der Punkt. Nach der Reduktion und der Substitution haben wir die dritte Priorität, die Neutralisation der restlichen CO2-Emissionen – hier gibt es, wie gesagt, relativ wenig Möglichkeiten, die heute bereits skalierbar zur Verfügung stehen. Wir haben gemerkt, die naturbasierten Methoden sind deutlich besser verfügbar und es gibt deutlich bessere Möglichkeiten, dabei zu sein und mitzumachen und die Entwicklung zu unterstützen. Eines von den zwei naturbasierten Methoden ist Biochar – Pflanzenkohleproduktion. Und dann ist es noch abhängig von dem Angebot, das zur Verfügung steht. Wir haben hier ein gutes Angebot gefunden, haben das geprüft, haben die Partnerschaft geprüft, wie die Partnerschaft aussehen kann, und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich lohnt, sich da zu engagieren.
Weitere Informationen zu der Investition der Schweizerischen Post in Pflanzenkohle finden Sie hier.