Warum CO2-Zertifikate für den freiwilligen Klimaschutz wichtig sind
- Laura Ann Lüdtke
- 13. Nov.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Nov.
Blog von Laura Ann Lüdtke und Vincent Erasmy
Richtig eingesetzt sind CO₂-Zertifikate nach wie vor eines der wirkungsvollsten Instrumente für den freiwilligen unternehmerischen Klimaschutz. In unserem Blog beleuchten Laura Ann Lüdtke, Senior Key Account Manager, und Vincent Erasmy, Carbon Competence Lead, wie Unternehmen sie strategisch nutzen können und welche Chancen sich dadurch bieten.

Viele Unternehmen fragen sich: Sind CO2-Zertifikate wirklich ein verlässliches Instrument für den Klimaschutz? Unsere Antwort lautet ganz klar: Ja. Die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens erfordert den Einsatz aller verfügbaren Klimaschutzmaßnahmen – und Unternehmen spielen dabei eine zentrale Rolle.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Unternehmen, die sich ambitionierte Netto-Null-Ziele gesetzt haben, stark angestiegen. Noch bleiben die tatsächlichen Emissionsminderungen allerdings in vielen Fällen hinter den formulierten Zielpfaden zurück – und das, obwohl die Umsetzung von Dekarbonisierungsmaßnahmen – etwa durch den Einsatz erneuerbarer Energien – eine hohe Priorität in unternehmerischen Klimastrategien hat. Die Praxis zeigt, dass es für viele Unternehmen nach wie vor eine große Herausforderung ist, die erforderlichen Einsparungen allein durch Effizienzmaßnahmen in ihrer Wertschöpfungskette zu erreichen. Das gilt insbesondere im Hinblick auf den Scope 3-Bereich.
CO2-Zertifikate aus verifizierten Klimaschutzprojekten sind aus unserer Sicht ein zentraler Hebel, um zusätzlich zu internen Reduktionsmaßnahmen in Klimaschutzmaßnahmen außerhalb der Wertschöpfungskette zu investieren.
Use Cases für die effektive Nutzung von CO2-Zertifikaten
Wie lassen sich CO2-Zertifikate strategisch wirksam einsetzen? Die Anwendungsmöglichkeiten in unternehmerischen Klimastrategien sind vielfältig:
Sollten Dekarbonisierungsmaßnahmen kurzfristig nicht ausreichen, können CO2-Zertifikate als zusätzliches Mittel eingesetzt werden, um die Lücke zu schließen und schnell wirksam zum Klimaschutz beizutragen.
Unternehmen, die bei ihren Reduktionszielen bereits auf Kurs liegen, und darüber hinaus einen freiwilligen Klimaschutzbeitrag leisten möchten, können CO2-Zertifikate gezielt dazu einsetzen, ihren unvermeidbaren Emissionen einen positiven Klimanutzen gegenüberzustellen.
Hat ein Unternehmen in der Zukunft einmal den Netto-Null-Zustand erreicht, dienen CO₂-Senkenzertifikate aus Carbon Removal-Projekten dazu, verbleibende Restemissionen zu neutralisieren.
Nach Erreichen des Netto-Null-Ziels können Unternehmen mit CO₂-Zertifikaten Verantwortung für ihre historischen Emissionen übernehmen.
CO2-Zertifikate ermöglichen zusätzlichen Klimaschutz
Dass CO2-Zertifikate als flankierende Maßnahme zur Umsetzung von Net Zero-Strategien ein wirksames Instrument sein können, bestätigt die Science Based Targets Initiative (SBTi) auch im aktuellen Entwurf ihres Corporate Net-Zero Standard 2.0. Dieser führt einen zweistufigen Anerkennungsmechanismus ein, der Unternehmen als „Recognized“ und „Leadership“ hervorhebt, wenn sie frühzeitig und freiwillig etwa durch CO₂-Zertifikate Verantwortung für verbleibende Emissionen übernehmen. So soll das freiwillige Engagement über den gesamten Dekarbonisierungsprozess hinweg gefördert werden. Gerade für Unternehmen, die unter wachsendem Druck von Investoren und anderen Stakeholdern stehen, kurzfristige Fortschritte nachzuweisen, bietet dies eine strategische Chance, sich im freiwilligen Klimaschutz aktiv als Vorreiter zu positionieren.
Um den maximalen Klimanutzen ihres Engagements zu entfalten, empfehlen wir Unternehmen, Dekarbonisierung strategisch ergänzen und den Erwerb von CO2-Zertifikaten in eine umfassende Klimastrategie einbetten. Wichtig ist, den Erwerb von CO2-Zertifikaten dabei stets als Zusatz zur ambitionierten Reduktion aller vermeidbaren Emissionen im Betrieb und in der Wertschöpfungskette zu verstehen – nicht als Ersatz.

Anreize für zusätzliche Emissionsminderungen
Der Erwerb von CO2-Zertifikaten sollte in einem direkten Zusammenhang mit den anhand einer gemäß einschlägiger Standards (ISO 14064, GHG Protocol) durchgeführten, vollumfassenden Treibhausgas-Bilanzierung erfolgen, die alle Emissionsquellen einschließt. Sofern dennoch einzelne Emissionsquellen bei der Betrachtung ausgespart werden, muss dies transparent und öffentlich zugänglich kommuniziert werden. Die ermittelte Emissionsbilanz ist maßgeblich für die Menge der zu erwerbenden CO2-Zertifikate (Tonne-für-Tonne-Prinzip). Damit ist sichergestellt, dass ein äquivalenter Klimanutzen entsteht – ein starker Anreiz für weitere Reduktionsmaßnahmen in Betrieb und Lieferkette.
Der Praxis-Check zeigt: 60 Prozent der Unternehmen, die CO₂-Zertifikate erwerben, engagieren sich überdurchschnittlich stark für Emissionsminderungen im eigenen Betrieb und weisen geringere jährliche CO2-Emissionen auf als Unternehmen, die keine Zertifikate nutzen.
Skalierung innovativer Klimaschutztechnologien
CO2-Zertifikaten ermöglichen es, Finanzmittel für die Umsetzung zusätzlicher Klimaschutzprojekte zu mobilisieren, die innovative Technologien oder naturbasierte Lösungen einsetzen, um Kohlenstoff zu reduzieren oder dauerhaft zu speichern.
Ein gutes Beispiel: die Kohlenstoffspeicherung durch Pflanzenkohle. Die Entwicklung und der verstärkte Einsatz solcher zukunftsweisenden Carbon Removal- bzw. CO2-Senkentechnologien sind essenziell, um CO2 aktiv aus der Atmosphäre zu entfernen. Ohne die freiwillige Förderung wäre die Entwicklung solcher innovativen Klimaschutztechnologien finanziell nicht tragfähig. Gerade technologische Carbon Dioxide Removal (CDR)-Verfahren, die noch am Anfang der Entwicklung stehen, benötigen gezielte Investitionen, um zu skalieren und ihr volles Potenzial zu entfalten.
Nachhaltige Entwicklung und messbarer Impact
Die gezielte Förderung von Klimaschutzprojekten trägt dazu bei, die globale Klimafinanzierungslücke zu schließen. CO2-Zertifikate lenken dringend benötigte Investitionen und Finanzmittel in Projekte und Regionen mit hohem Klimaschutzpotenzial, um diese bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen – insbesondere im Globalen Süden. Dort lassen sich oft größere Emissionseinsparungen erzielen als in Industrieländern.
Zudem leisten CO2-Zertifikate aus verifizierten Klimaschutzprojekten einen Beitrag zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und neben der Emissionsminderung auch messbaren gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert: Sie fördern beispielsweise Biodiversität, saubere Energie, wirtschaftliches Wachstum und Armutsbekämpfung. Unternehmen stärken durch die Investition in CO2-Zertifikate also nicht nur ihr Klimaschutzprojekt-Portfolio, sondern auch ihre Reputation.
Fokus auf Integrität, Qualität und Transparenz
Die Anforderungen an CO₂-Zertifikate steigen – und das ist gut so. Wir beobachten, dass immer mehr Unternehmen Wert auf hohe Integrität und den tatsächlich erreichten Klimanutzen der von ihnen unterstützten Projekte legen. Die Einhaltung von Qualitätsstandards und Transparenz sind dabei entscheidend. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Projektmethoden und Zertifizierungsstandards kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert werden. Als wichtiger Meilenstein in diesem Bereich sind unter anderem die Core Carbon Principles (CCPs) des Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM) zu nennen. Sie setzen neue Maßstäbe für Qualität und Transparenz und geben Projektentwicklern sowie Registerbetreibern klare Leitlinien für die Weiterentwicklung von Standards.
Beim Erwerb von CO₂-Zertifikaten sollten Unternehmen sicherstellen, dass diese nach anerkannten Standards zertifiziert sind – etwa Gold Standard, VERRA oder Puro.earth. Darüber hinaus sind eine transparente Kommunikation und Nachhaltigkeitsberichterstattung essenziell, um das eigene Engagement glaubwürdig darzustellen.
Fazit: CO₂-Zertifikate – Ein wirkungsvoller Beitrag zum Klimaschutz
In der aktuellen Klimakrise brauchen wir alle verfügbaren Hebel, um Emissionen zu reduzieren und Klimaschutz global zu fördern. CO₂-Zertifikate sind kein Freifahrtschein für Emissionen, sondern – richtig eingesetzt – ein strategisches Instrument, das Unternehmen beim Übergang zu Netto-Null unterstützen kann. Wer CO₂-Zertifikate als Teil einer ambitionierten Klimastrategie versteht und verantwortungsvoll einsetzt, kann sich als Leader im freiwilligen Klimaschutz positionieren.

Was sind CO2-Zertifikate?
Ein CO2-Zertifikat ist im engeren Sinne ein Datensatz, der in einer speziellen, öffentlich einsehbaren Datenbank hinterlegt ist. Ein CO2-Zertifikat belegt, dass durch ein bestimmtes nach klaren Kriterien zertifiziertes Klimaschutzprojekt CO2-Emissionen vermindert, bzw. Kohlenstoff langfristig gespeichert und damit der Atmosphäre entzogen wurde. CO2-Zertifikate belegen damit in transparenter Weise einen genau definierten Klimanutzen. Ein CO2-Zertifikat steht dabei immer für eine Tonne CO2-Äquivalent.
Wie funktionieren CO2-Zertifikate?
Klimaschutzprojekte, die die Qualitätsanforderungen für den freiwilligen CO2-Markt erfüllen, werden nach international anerkannten Standards zertifiziert und die erzielten Emissionseinsparungen bzw. die erzielte Senkenleistung durch unabhängige Prüfinstitute bestätigt. Entsprechend anerkannte Projekte können für jede von ihnen nachweislich eingesparte Tonne CO2 einen Emissionsminderungs- oder CO2-Senkennachweis ausgeben, der dann über den freiwilligen CO2-Markt gehandelt und von Unternehmen erworben werden kann.
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Unsere Expertinnen und Experten stehen Ihnen gerne zur Verfügung.
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