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Scope 3: Flexibilität und Datenqualität im Fokus des neuen SBTi Corporate Net-Zero Standard

Aktualisiert: 28. Apr.

Blog von Federico Cavallucci, Senior Consultant Corporate Climate Strategies bei First Climate


Science-Based Targets für KMU
© Adobe Stock

Die Science Based Targets Initiative (SBTi) hat einen Entwurf zur Überarbeitung ihres neuen SBTi Corporate Net-Zero Standard veröffentlicht. Der Entwurf sieht eine umfassende Aktualisierung der Methoden und Instrumente vor, die Unternehmen auf dem Weg zu Net Zero einsetzen; von Ambition über Zielsetzung bis zur Erreichung dieser Ziele. Mit der Aktualisierung des Standards soll dieser einschlägiger, fundierter und praktikabler werden, sodass noch mehr Unternehmen – ob groß, mittelgroß oder klein – ambitionierte, wissenschaftsbasierte Ziele (Science-Based Targets, SBT) festlegen und umsetzen können als bisher. Scope 3-Emissionen, also Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette, wurden von Unternehmen lange als größte Hürde bei der Zielsetzung im Einklang mit der SBTi angesehen, da sie befürchteten, keine wesentlichen Fortschritte in diesem Bereich erreichen zu können. Als Reaktion darauf hat die SBTi wichtige Updates zu den Zielsetzungsmethoden und der allgemeinen Dekarbonisierungs-Strategie eingeführt.


In unserem neuesten Blog wirft unser Experte Federico Cavallucci einen genaueren Blick auf einige der wichtigsten Änderungen des Standards.


Priorisierung emissionsintensiver Geschäftsaktivitäten

Anstatt einen festen Prozentsatz als pauschalen Schwellenwert für die Erfassung von Scope 3-Emissionen zu nehmen, ermutigt der neue Standard Unternehmen, sich auf die emissionsintensivsten Bereiche mit den größten Klimaauswirkungen innerhalb ihrer Wertschöpfungskette zu konzentrieren.  Wenn zum Beispiel der Transport von eingekauften Waren eine wichtige Rolle im Scope 3-Inventar einnimmt, müssen die Ziele diese Kategorie einbeziehen. Durch die Priorisierung relevanter Emissionsquellen können Unternehmen zielgerichtetere und straffere Dekarbonisierungs-Strategien entwickeln.


Carbon Removals

Obwohl sogenannte Carbon Removals, also die effektive Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre, ein integraler Bestandteil von Netto-Null-Zielen sind, konzentrierte sich die SBTi bisher ausschließlich auf die CO2-Speicherung ab dem Net-Zero-Zieljahr. Der neue Standard sieht eine Skalierung der Speicherung von Kohlenstoff in der Übergangsphase zu Netto-Null vor sowie einen Mechanismus, mit dem unvermeidbaren Restemissionen nach jedem Zielsetzungszyklus entgegengewirkt werden kann. Neben der dauerhaften CO2-Speicherung schafft der Standard neue Anreize für Unternehmen, im Rahmen der Übergangsphase zu Net Zero einen wirksamen Beitrag zur Unterstützung hochwertiger Klimaschutzprojekte außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette zu leisten (Beyond Value Chain Mitigation, BVCM). Wir werden in einem Folgeartikel alle Feinheiten zu Carbon Removals und Beyond Value Chain Mitigation beleuchten.


Flexibilität bei den Zielsetzungs-Methoden

Der Entwurf schlägt verschiedene Methoden zur Festlegung von Scope 3-Zielen vor, darunter die vollständige Reduzierung von Emissionen, die Minderung der Emissionsintensität sowie Anpassungsmaßnahmen. Diese Flexibilität ermöglicht es Unternehmen, den Ansatz zu wählen, der am besten zu ihren Aktivitäten und ihrer Datenlage passt. Im Falle des Transports von eingekauften Waren könnte ein Unternehmen etwa ein Ziel zur Verringerung der Emissionsintensität des Schiffsverkehrs (Tonnen CO2e pro Tonne und Seemeile) festlegen und die Restemissionen aus anderen Transportarten in einem einzigen, separaten Scope 3-Ziel zusammenfassen.


Verbesserung der Datenqualität und -zuverlässigkeit

Die aktuelle Version des Standards räumt dem Thema Datenqualität nur wenig Platz ein, während der neue Entwurf von Unternehmen verlangt, einen konkreten Plan zur kontinuierlichen Steigerung der Datenqualität zu entwickeln. Größere Unternehmen verpflichtet der Entwurf darüber hinaus dazu, ihr Treibhausgasinventar auch durch Dritte überprüfen lassen, um die Qualität des Inventars zu verbessern.


Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der neue SBTi Corporate Net-Zero Standard einen bedeutenden Fortschritt auf dem Weg zu Net Zero darstellt. Durch die Priorisierung emissionsintensiver Aktivitäten, die Flexibilität bei den Zielsetzungsmethoden und die Betonung der Bedeutung von Datenqualität und -zuverlässigkeit bietet der Standard Unternehmen robuste Instrumente zur Festlegung und Erreichung ambitionierter wissenschaftsbasierter Klimaziele.


Sollte der neue Standard genehmigt werden, wird er erst ab dem Jahr 2027 in Kraft treten. Dies sollte Sie nicht davon abhalten, Klimaziele festzulegen: Kurzfristige Ziele, die in den Jahren 2025 und 2026 nach dem bestehenden Standard festgelegt werden, behalten ihre Gültigkeit für fünf Jahre oder bis Ende 2030, je nachdem, was früher eintritt.






Federico Cavallucci, Senior Consultant Corporate Climate Strategies at First Climate

Über den Autor

Federico Cavallucci ist Senior Consultant Corporate Climate Strategies und spezialisiert auf Kohlenstoffbilanzierung und die Entwicklung von Klimazielen. Mit einem besonderen Fokus auf den Fertigungs- und Energiesektor begleitet er Kunden auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung und nutzt seine Expertise, um nachhaltige Praktiken zu implementieren und Klimaziele zu erreichen. Bevor er 2022 zu First Climate kam, arbeitete Federico als Umweltexperte bei Saipem, wo er sich auf die Dekarbonisierungsstrategie des Unternehmens konzentrierte.

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