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Unser COP30-Rückblick: Die wichtigsten Erkenntnisse für den unternehmerischen Klimaschutz

Aktualisiert: vor 5 Stunden

Die Verhandlungen auf der COP 30 in Belém endeten am Wochenende – wieder einmal – in einem dramatischen Finale: Nach tagelangen intensiven Diskussionen konnten sich die Staaten am Ende nicht auf einen Abschlusstext verständigen, der einen verbindlichen Fahrplan für den globalen Ausstieg aus fossilen Energien umfasst hätte. Die Auseinandersetzungen um die Formulierungen der Abschlusserklärung machten erneut deutlich, wie fragil konsensbasierte Klimadiplomatie geworden ist.


Science-Based Targets für KMU
Vincent Erasmy, Carbon Competence Lead, und Marisa Kunze, Head of Nature Solutions vor Ort beim COP 30 in Belém, Brasilien. ©First Climate

Trotz dieser Enttäuschung gibt es aber auch viele positive Ergebnisse von der COP zu berichten: Für Unternehmen – und ebenso für Staaten – die nach pragmatischen Wegen suchen, zum Klimaschutz beizutragen, setzte die COP 30 mehrere wichtige Signale. Dazu gehören konkrete Fortschritte bei Artikel 6, ein deutlicher Schub für den Ausbau von Carbon-Removal-Technologien, neue Impulse für naturbasierte Lösungen sowie Hoffnung machende Ansätze für eine effektivere Klimafinanzierung.


Kein globales Fossil-Fuel-Phase-Out – aber die Transformation ist längst in Gang

Das fehlende politische Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Energien ist ohne Zweifel ein Dämpfer. Doch trotz dieses Rückschlags schreitet die globale Dekarbonisierung voran. Der Blick in die Daten zeigt, dass die Transformation längst im Gange ist:


Fossile Energien machten 2023 rund 60 % der weltweiten Stromproduktion aus. Trotz dieses weiterhin hohen Anteils handelt es sich dabei doch um den niedrigsten Wert seit 50 Jahren. Gleichzeitig überschritt der Anteil erneuerbarer Energien 2024 die Marke von 30 % an der globalen Stromerzeugung.


Getrieben wird dieser Fortschritt nicht allein durch staatliche Maßnahmen, sondern maßgeblich durch Unternehmen und den Privatsektor; ein Beweis dafür, dass das Handlungsmonopol beim Klimaschutz nicht allein auf der staatlichen Ebene liegen muss. Unternehmen spielen eine zentrale Rolle bei der Finanzierung und wirkungsvollen Umsetzung der Energiewende – und sie werden den Wandel auch weiterhin prägen, auch dort, wo die Politik an die Grenzen einstimmiger Entscheidungsfindung stößt.

 

TFFF: Ein wichtiger Schritt für den Waldschutz – und die Frage der Wiederaufforstung

Einer der wichtigsten Impulse in Belém war die Einführung des Tropical Forest Forever Facility (TFFF) – ein neuer Fonds, der Länder finanziell dabei unterstützt, tropische Wälder zu schützen. Mit Zusagen in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar aus 53 Ländern und einem satellitengestützten Monitoring könnte das TFFF zukünftig den Schutz von mehr als einer Milliarde Hektar tropischer Wälder in 70 Entwicklungsländern fördern.


Das Verfahren ist ein potenziell wegweisender Moment für den Waldschutz – besonders in einer Zeit, in der die Gefahr steigt, unumkehrbare Klima-Kipppunkte zu überschreiten. Gleichzeitig bleibt die langfristige, zuverlässige Finanzierung von Wiederaufforstungs- und Renaturierungsmaßnahmen auch weiterhin eine entscheidende Komponente im weltweiten Klimaschutz, an der es auch zukünftig zu arbeiten gilt


„Der Klimawandel schreitet schneller als sich die Politik bewegt – das ist eine bittere Wahrheit. Aber auch Unternehmen können handeln. Wer die Chancen hochwertiger naturbasierter Lösungen erkennt, kann entscheidend dazu beitragen, Finanzierungslücken zu schließen.“

– Marisa Kunze, Head of Nature Based Solutions

 

Carbon Dioxide Removals (CDR) rücken in den Mittelpunkt

Erstmals gab es auf einer COP einen eigenen CDR-Pavillon, dazu zahlreiche Side-Events rund um CO2-Senkentechnologien und eine klare Botschaft aus der Klimawissenschaft: Emissionsreduktionen allein reichen nicht mehr – CO₂ muss aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden.


Dafür setzt sich auch First Climate aktiv ein.


„Wir entwickeln tragfähige CDR-Projekte und vernetzen Käufer mit verantwortungsbewussten Anbietern. Die große Herausforderung besteht nun darin, die Technologien und Projekte schnell zu skalieren, denn wir sprechen über CO2-Senkenpotenziale im Gigatonnen-Bereich, die es jetzt kurzfristig zu realisieren gilt.“

– Vincent Erasmy, Carbon Competence Lead

 

Qualität und Integrität waren zentrale Themen auf der COP 30 und feststeht, dass die sich Fehler der Vergangenheit bei den bei den CDR-Mechanismen nicht wiederholen dürfen. Im CDR-Bereich stehen robuste Verfahren für die Bereitstellung hochwertiger Removal-Zertifikate zur Verfügung, die Unternehmen, die glaubwürdige Net-Zero-Pfade entwickeln, die notwendige Sicherheit für Ihre Entscheidungen bieten.

 

Carbon Markets: Artikel 6 macht den Schritt von der Theorie zur Umsetzung

Ein Jahr nach der Verabschiedung des Artikel-6-Regelwerks auf der COP 29 verlagerte sich der Fokus in Belém stärker auf die praktische Umsetzung. Die aktuellen Diskussionen drehen sich darum, wie die Mechanismen der Artikel 6.2 und 6.4 künftig konkret angewendet werden können, um grenzüberschreitende Kooperationen zu ermöglichen und Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen anzustoßen.


Gleichzeitig sind die Kohlenstoffmärkte längst kein Nischensegment mehr: 28 % der globalen Emissionen sind inzwischen durch CO₂-Bepreisungssysteme abgedeckt – mit einer klaren Tendenz nach oben. Die Gespräche auf der COP 30 deuteten zudem auf eine engere Verzahnung zwischen Artikel 6.4 und den Core Carbon Principles (CCP) des freiwilligen Marktes hin. Diese Angleichung verspricht mehr Transparenz und Harmonisierung in den kommenden Jahren.


Aus Marktsicht brachte die COP 30 neues Vertrauen in die freiwilligen Kohlenstoffmärkte und damit ein stabileres Umfeld für Unternehmen. Der freiwillige Markt befindet sich aktuell in einer Käuferposition, die es Unternehmen ermöglicht, hochwertige Zertifikate zu attraktiven Bedingungen zu sichern – bevor Nachfrage und Preise wieder steigen.


Kritische Einordnung: Konkrete kleine Schritte vor großen politischen Gesten

Der Ausgang der COP 30 macht eines sehr deutlich: Klimaschutz kann nicht allein auf konsensbasierten Gipfeltreffen beruhen. Das Scheitern eines globalen Phase-Out-Beschlusses zeigt, dass politische Ansagen in der Klimapolitik leider zu häufig in der Umsetzung scheitern.


Auch wenn der fehlende Ausstiegsbeschluss enttäuschend ist, lässt sich aber feststellen, dass die COP 30 – aus pragmatischer Perspektive – in mehreren Kernbereichen durchaus relevante Fortschritte erzielt hat. Unsere wichtigsten Beobachtungen:


  • Die breite Anerkennung der Notwendigkeit von Carbon Removals markiert einen entscheidenden Wandel in der globalen Klimastrategie.


  • Das 1,5-Grad-Ziel ist realistisch betrachtet nicht mehr erreichbar – aber CDR bietet weiterhin eine Chance, Schäden zu begrenzen.


  • Fortschritte bei Artikel 6 und Mechanismen wie TFFF zeigen, dass innovative und praktische Klimaschutzlösungen weiterhin möglich sind.


Für Unternehmen lässt sich aus all dem eine klare Botschaft ableiten: Eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz bedeutet aktives Handeln, nicht das Warten auf politische Einigkeit.

Investitionen in CDR, hochwertige CO2- Zertifikate und naturbasierte Lösungen können dazu beitragen echte, messbare Wirkung zu erzielen.

 

Fazit: Ein Aufruf an Unternehmensverantwortliche

Die COP 30 hat die Dringlichkeit der globalen Klimakrise ebenso deutlich gemacht wie die Grenzen traditioneller Diplomatie. Gleichzeitig hat sie gezeigt: Unternehmen haben heute enormen Einfluss darauf, echten Klimafortschritt voranzutreiben.


Wenn Unternehmen jetzt entschlossen handeln, können sie Lücken schließen, Klimaschutz beschleunigen und dort vorangehen, wo politische Prozesse ins Stocken geraten.


Wir begleiten Sie auf diesem Weg – mit ausgewiesener Expertise in CDR, naturbasierten Lösungen und hochwertiger Klimafinanzierung.


Über den Autoren


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Vincent Erasmy ist Carbon Competence Lead bei First Climate. Er unterstützt Unternehmen auf der ganzen Welt bei ihren Klimaschutzbemühungen, indem er die neuesten Erkenntnisse rund um Klimaschutzstandards, Marktinformationen und regulatorische Anforderungen in praktisch anwendbare Strategien umsetzt. Bei First Climate leitet Vincent dynamische Projekte und Trainings, die das Fachwissen zum Thema Klimaschutz intern und darüber hinaus fördern. Bei seiner Arbeit an der Schnittstelle von Innovation, Markt und Nachhaltigkeit legt Vincent den Fokus setzt darauf, messbare Ergebnisse zu erzielen.


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Marisa Kunze ist Head of Nature-Based Solutions bei First Climate. Sie verfügt über mehrere Jahre Erfahrung als Projektentwicklerin auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt und hat sich auf Wiederaufforstung, Aufforstung, Mangrovenwiederherstellung und nachhaltige Landwirtschaft spezialisiert. Derzeit arbeitet ihr Team aktiv an Aufforstungsinitiativen in Madagaskar, Äthiopien und Brasilien, an der Wiederherstellung von Mangroven in Indonesien, Kenia und Brasilien sowie an Projekten zur regenerativen Landwirtschaft in Deutschland, Kenia und Kolumbien.

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