Lotus Shaheen, Green Energy Specialist bei First Climate, gibt einen Überblick über wichtige Trends für Zertifikate des International REC Standard (I-RECs) und die zu erwartenden Entwicklungen für 2023.
2022 konnten wir ein weiteres Wachstum der I-REC-Märkte beobachten. Seit der Einführung des Standards ist der globale Markt für I-RECs schnell gewachsen und hat mittlerweile 46 Märkte weltweit erreicht. 2021 wurden insgesamt etwa 85 Millionen Zertifikate stillgelegt – mehr als die Hälfte der Zertifikate im Jahr 2020.
In diesem Jahr wird mit einem weiteren Wachstum von I-RECs gerechnet und die erste I-REC-Standardkonferenz (ISC) in Bangkok, Thailand, machte deutlich, dass 2023 auch spannende neue Entwicklungen im Bereich IRECS bereithält. Was können Unternehmen also in diesem Jahr von I-RECs erwarten?
Trend 1: Mehr I-RECs verfügbar in Asien und Lateinamerika
Einer der auffälligsten Trends auf den I-REC-Märkten ist das schnelle Wachstum der Regionen Asien und Lateinamerika. China ist mit Blick auf das Volumen der weltweit ausgegebenen Zertifikate Spitzenreiter und erreichte im Jahr 2021 einen Höchstwert von ca. 67 Millionen MWh. In den Regionen Lateinamerika und der Karibik dominiert Brasilien mit fast 50 % des Gesamtvolumens der emittierten Zertifikate. Das Land hat 2021 ca. 21 Mio. MWh erreicht. Ausgehend von dem Gesamtvolumen der ausgestellten I-REC-Zertifikate, folgen Chile und Mexico auf die sich schnell entwickelnde BRIC-Wirtschaft.
Im Jahr 2022 scheint sich der Trend mit China, Brasilien und der Türkei als den drei größten I-REC-Emittenten fortzusetzen.
Für 2023 heißt das, dass Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien vermehrt Zugang zum I-REC-Markt finden und Unternehmen in Asien und Lateinamerika mehr I-REC-Volumen beschaffen können. Das deutliche Marktwachstum wird von den Marktteilnehmern in diesen Regionen wahrgenommen, insbesondere seitens der Lieferanten.
Trend 2: Mehr Unternehmen reduzieren Lieferketten- und Scope 3-Emissionen mit I-RECs
Bislang waren I-RECs in erster Linie ein Instrument zur Reduzierung der Scope 2-Emissionen eines Unternehmens. Da Unternehmen jedoch ihre Lieferketten zunehmend genauer unter die Lupe nehmen, könnte es sein, dass sich mehr Unternehmen dafür entscheiden, in ihrer gesamten Lieferkette erneuerbare Energie zu beziehen, um auch ihre Scope 3-Emissionen zu reduzieren. Dies könnte dazu führen, dass die Bedeutung einer zunehmend genaueren und transparenteren Berichterstattung zunimmt. Es wäre möglich, dass dies die Einführung neuer Tracking-Instrumente für Zertifikate zur Folge hat, die für die Reduzierung von Emissionen aus dem nachgelagerten Energieverbrauch bestimmt sind.
Trend 3: Wasserstoff könnte mit I-REC(H) auf den Markt gebracht werden
Obwohl grüner Wasserstoff als kommerzieller Markt noch in den Kinderschuhen steckt, wird er in vielen öffentlichen und privaten Kreisen weltweit bereits angeregt diskutiert. Ein sich in noch Entwicklung befindlicher Standard mit dem Akronym I-REC(H) (für Wasserstoff) zeigte, wie der grundlegende Bestandteil des I-REC(E)-Produkts (globales System zur Verfolgung von Attributen für Elektrizität im Rahmen des I-REC-Standards) als wertvolle Grundlage für die Einführung eines globalen Standards zum Tracken von Herkunftsnachweisen für grünen Wasserstoff dienen könnte.
Trend 4: I-REC-Produkte mit präziseren Zeitintervallen
Mit dem raschen Wachstum des Marktes werden ausgefeiltere Tracking-Konzepte entwickelt, wie z. B. die Einführung genauerer Zeitintervalle (z. B. 15- oder 60-minütige Produkte). Dies könnte eine Möglichkeit sein, um sicherzustellen, dass die erworbenen Herkunftsnachweise auf saubere Energie zurückzuführen ist, die genau zum Zeitpunkt des Verbrauchs in das Netz eingespeist wird. Ein solches Produkt kann für bestimmte Branchen und Fallstudien hilfreich sein, z. B. für das Tracking von grünem Wasserstoff.
Andererseits gibt es noch technische und kommerzielle Herausforderungen, wenn es um genauere Zeitintervallen geht, wie z. B. Regeln für die physische Stromeinspeisung, nationale Vorschriften für Netzdaten oder ein zu erwartender Preisaufschlag für solche Zertifikate.
Trend 5: Globale Standardisierung
Die globale Standardisierung wird als eines von vielen wichtigen Instrumenten zur nachvollziehbaren und transparenten Dokumentation und Tracking von grüne Energie-Claims angesehen. Sie war Thema einer kritischen Diskussion während der I-REC-Konferenz, und obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sie bereits 2023 erfolgt, können Unternehmen damit rechnen, dass die Gespräche über eine globale Standardisierung von I-RECs im Laufe des Jahres fortgesetzt werden.
Trend 6: Integration von ASEAN-Märkten in den I-REC-Handel
Eine Hauptdiskussion während der Konferenz drehte sich um die Integration der ASEAN-Märkte zur Unterstützung länderübergreifender Transaktionen von Grünstrom-Herkunftsnachweisen (eng. EACs) in Ländern mit vereinheitlichten physischen Strommärkten. Dies könnte es Unternehmen mit Zielen im Bereich der erneuerbaren Energien ermöglichen, ihren Bedarf an Herkunftsnachweisen effizienter zu decken.
Ähnlich wie bei der Standardisierung der globalen Herkunftsnachweismärkte ist es unwahrscheinlich, dass die Integration der ASEAN-Märkte im Jahr 2023 stattfinden wird. Unternehmen können jedoch davon ausgehen, dass die Entwicklungen in Bezug auf den I-REC-Markt und relevante Produkte für den I-REC-Standard oder andere ähnliche Organisationen im Laufe des Jahres weitergehen werden. Durch die Vereinheitlichung der Produkte würden diese transparenter werden und das Marktgeschehen harmonisieren. Dadurch wird der Handel mit Herkunftsnachweisen einfacher und schneller.
Trend 7: Mehr aufstrebende I-REC-Märkte zu erwarten
Auf Länderebene wurden im Jahr 2022 neun neue Märkte für die Ausgabe von I-RECs zugelassen, darunter Kasachstan, Sambia, Kambodscha, Libanon, Ecuador, Pakistan, Brunei, Haiti und Äthiopien. Japan und Pakistan haben die Marktentwicklung mit der Registrierung der ersten Instrumente in diesen beiden Märkten noch verstärkt. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese aufstrebenden Märkte entwickeln werden, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass bis 2023 weitere Länder hinzukommen werden, da I-RECs immer bekannter und lukrativer werden.
In aller Kürze
I-RECs sind ein wichtiger Bestandteil des Marktes für Grünstrom-Herkunftsnachweise und bieten internationalen Verbrauchern ein wichtiges Instrument, um erneuerbare Energien in ihre Klimastrategie zu integrieren. Der Standard ist in den letzten Jahren stark gewachsen, und die Zahl der Marktteilnehmer nimmt rasch zu. Es ist mit Marktinnovationen im I-REC-Bereich zu rechnen, und IRECs werden im Jahr 2023 weiter zunehmen. Unternehmen werden also mehr Möglichkeiten für die Integration der Beschaffung erneuerbarer Energien in ihrer Klimastrategie haben als je zuvor.
Plant Ihr Unternehmen, erneuerbare Energien aus verschiedenen internationalen Märkten zu beziehen? Dann können I-RECs ein nützliches Marktinstrument sein, um Ihr Ziel zu erreichen. Wenden Sie sich an unser Team für grüne Energie und an unsere Sales-Experten bei First Climate, um Ihren Bedarf zu ermitteln und die richtige Lösung für Ihr Unternehmen zu finden!
Gut zu wissen:
Was sind I-RECs?
Warum sind I-RECs wichtig?
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