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Die Klimaschutz-Leistung von Agroforst mit Blockchain erschließen

Blockchain-Technologie erfasst CO2-Senkenleistung von Bäumen in der Agrarlandschaft


Das gemeinsame Innovationsprojekt von First Climate und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ebnet den Weg für ein neues, auf Blockchain-Technologie basierendes Klimaschutz-Produkt aus Agroforstprojekten. Dank der Blockchain-Technologie könnten Agroforstprojekte künftig schnell und transparent umgesetzt werden und hochwertige CO2-Senkenzertifikate generieren.


Agroforestry Project in Europe
cc-by klimabuur.ch

Bäume sind auf landwirtschaftlichen Flächen meist eine Seltenheit. Durch die Pflanzung von Bäumen oder Sträuchern auf Acker- und Weideflächen können die Bodenqualität und die Kapazität der natürlichen Kohlenstoffsenke erheblich gesteigert werden, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu verringern. Landbesitzer haben bereits großes Interesse bekundet, sich an Projekten zu beteiligen, um den CO2-Fußabdruck der Landwirtschaft zu verringern – dieser ist aktuell für etwa 11 % der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Bei entsprechender Finanzierung und Skalierung könnte die Agroforstwirtschaft eine wichtige Rolle für die verbesserte Klimabilanz in diesem Sektor spielen.


Trotz großem Interesse und Potenzial sind die derzeitigen Methodologien und CO2-Standards für Agroforstprojekte in Europa kaum anwendbar. Eine der großen Herausforderungen ist es, den Klimanutzen eines bestimmten Agroforstprojekts effizient überwachen und nachweisen zu können. Die Entwicklung, Bewertung und Überwachung solcher Projekte ist zeitaufwendig und erfordert viel Personal, insbesondere bei kleineren Projekten. Darüber hinaus ist eine weltweite Nachweisbarkeit von entscheidender Bedeutung, um die dringend benötigten zusätzlichen Finanzmittel für solche Projekte über den freiwilligen CO₂--Markt zu erschließen. Blockchain hat sich als eine mögliche Lösung herauskristallisiert, um die digitalisierte Umsetzung derartiger Projekte durch die Klimafinanzierung über CO2-Senkenzertifikate zu fördern.


Nach gemeinsamen Überlegungen und Gesprächen darüber, wie mehr Agroforstprojekte in ganz Europa unterstützt werden können, haben First Climate und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ein Innovationsprojekt ins Leben gerufen, das die Möglichkeit von Kohlenstoff-Token für die Agroforstwirtschaft testet. Das Pilotprojekt startet im September 2023 und arbeitet ein Jahr lang mit Landbesitzern in der Schweiz zusammen, um die Umsetzbarkeit zu prüfen und potenzielle Herausforderungen bei der Skalierung im Rahmen der CO2-Märkte zu ermitteln.


cc-by klimabuur.ch


SilvoCultura, ein Projektentwickler für Agroforstwirtschaft in der Schweiz, wird Landbesitzer vor Ort bei der Implementierung von Agroforst auf ihrem Land unterstützen und die Biomasse quantifizieren. Die ZHAW wird seine Blockchain- und digitale Token-Plattform im Laufe der Projektlaufzeit entwickeln und optimieren. First Climate wird hingegen langjährige Expertise zu Klimaschutzprojekten auf dem freiwilligen CO₂--Markt einbringen, um so etwa bei Fragen zu den Anforderungen an CO₂-Standards, Methodologien, MRV (engl. Monitoring, Reporting and Verification) und Zertifizierung unterstützen.


Schätzungen nach soll das Pilotprojekt die Kohlenstoffsenke um 6-10 t CO₂eq pro Hektar erhöhen. Bei erfolgreicher Umsetzung könnte es zu einem größeren europaweiten Agroforstprogramm ausgebaut werden.

So funktioniert die Umsetzung von Agroforstprojekten mit Blockchain

Nach der Einführung von Agroforst auf ihrem Land können Landbesitzer ihr Projekt mit Hilfe von Fernerkundungstechniken wie Drohnen oder Satelliten auswerten lassen. Die gesammelten Informationen über die Senkenleistung werden dann verschlüsselt und in Token umgewandelt, um CO2--Senken nachweisen zu können. Die Daten werden aufgezeichnet und können in der Blockchain nicht verändert werden, sodass ihre Zuverlässigkeit gewährleistet ist. Dank intelligenter Verträge, in denen der Besitz eines CO2-Senkenzertifikats innerhalb eines Tokens geregelt ist, haben Token-Besitzer außerdem garantierten Zugriff auf die künftige CO2-Senkenleistung der Agroforst-Fläche. Übertragungen, Verkäufe oder die Stilllegung von CO2-Senkenzertifikaten werden automatisch und dauerhaft aufgezeichnet, wodurch die Möglichkeit einer Doppelzählung ausgeschlossen wird.


„Blockchain ist ein spannendes Instrument zur Förderung von Agroforst durch den CO₂-Markt, da es die CO2-Senke von Projekten aus der Ferne dynamisch erfassen und überwachen kann. So werden Zeit- und Personalaufwand für die Verifizierung eines Projekts reduziert“, erklärt Wassim Chabrak, Business Analyst bei First Climate. „Dabei sparen Sie nicht nur Zeit, sondern gewinnen auch an Transparenz: Sie können jederzeit einsehen, wann, wo und wie Kohlenstoff gespeichert wird und können den Status eines CO₂-Tokens stets nachverfolgen.“


Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Agroforstprojekte freiwillig auf den privaten landwirtschaftlichen Flächen durchgeführt werden. Blockchain bietet eine einfache Lösung, damit Landbesitzer die Entscheidungsfreiheit über die Bewirtschaftung ihres Landes behalten können: Entscheiden sie sich für das Pflanzen von Bäumen, erhöht sich die Kohlenstoffsenke auf ihrer Fläche, wodurch die Blockchain automatisch zur Ausschüttung von CO2-Zertifikaten führt. Entscheiden sie sich für andere Verfahren, werden folglich keine CO2-Zertifikate ausgestellt.


Partnerschaft für mehr Innovation beim Klimaschutz


„Wir müssen Agroforst in Europa zu einem Standardverfahren in der Landwirtschaft machen. Wir können nicht nur die Emissionen im Agrarsektor reduzieren, sondern auch die Widerstandsfähigkeit des Ernährungssystems verbessern und die Nahrungsmittelproduktivität in Europa erhalten. Ein Blockchain-basiertes MRV-Verfahren hat das Potenzial, Transparenz und Vertrauen im freiwilligen CO₂--Markt zu schaffen und kann die Agroforstwirtschaft durch den Zugang zu neuen Finanzmitteln und Investitionsmöglichkeiten fördern. Wir freuen uns auf die enge Zusammenarbeit mit First Climate, die es uns ermöglicht, zu erforschen, wie wir moderne Technologien wie Blockchain am besten nutzen können, um die Klimafinanzierung von sinnvollen Maßnahmen voranzutreiben“, sagt Michael Lustenberger, Dozent am Institut für Organisationsentwicklung der ZHAW.


Das Projekt wurde von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse gefördert, welche die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen bei der Suche nach innovativen Lösungen unterstützt.

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