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Land der Möglichkeiten: Unternehmerischer Klimaschutz in Amerika

Ein Interview mit Maximilian Schlicher


Brooklyn Bridge: Spotlight on Corporate Climate Action in the USA
© OjdClam - pixabay.com

Viele Unternehmen in den USA haben sich auch im weltweiten Vergleich bereits als Vorreiter im unternehmerischen Klimaschutz etabliert. Dennoch gilt das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ in vielerlei Hinsicht noch als schlafender Riese mit ungenutztem Potenzial für die Skalierung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen im  Unternehmensumfeld. Wie können wir unternehmerischen Klimaschutz in den USA vorantreiben? Was sind die neusten spannenden Entwicklungen in diesem Bereich? Welche regulatorischen und politischen Veränderungen sind zu erwarten? Wir haben uns mit Maximilian Schlicher, unserem Experten für unternehmerischen Klimaschutz in Amerika, unterhalten, um diese Themen zu beleuchten.



Max, wie ist Deine Sicht auf den aktuellen Stand des unternehmerischen Klimaschutzes in den USA? Welche wichtigen Trends siehst Du?


Maximilian Schlicher, First Climate Interview
Maximilian Schlicher

Die Dekarbonisierung der Lieferkette rückt für amerikanische Unternehmen derzeit immer mehr in den Fokus. Seit der Corona- Pandemie wissen wir, wie sehr sich globale Ereignisse auf die Lieferketten auswirken können – auch die amerikanische Wirtschaft hat das zu spüren bekommen. Es ist davon auszugehen, dass die Folgen der Klimakrise im Vergleich zur Pandemie noch schwerwiegendere und weitreichendere Folgen haben werden. Es geht also für die Unternehmen nicht nur darum, Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zu reduzieren, sondern auch darum, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen und sie an das veränderte Klima anzupassen. Ich beobachte, dass dies die Sichtweise von Unternehmern und anderen Wirtschaftsakteuren in Amerika auf den Klimawandel und auf potenzielle Lösungen sowie Technologien grundlegend verändert.


Lieferketten-Emissionen sind in der Regel um ein Vielfaches höher als betriebsbedingte Emissionen. Daher könnte ein stärkerer Fokus auf die Dekarbonisierung entlang der Lieferkette einen immensen Einfluss darauf haben, wie Unternehmen Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und wie sie auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren. Das ist eine große Herausforderung.


(Was sind Scope 1, Scope 2 und Scope 3-Emissionen? Mehr erfahren.)


Was machen Unternehmen in den USA Deiner Meinung nach richtig, wenn es um die Förderung von Klimaschutz geht? Kannst Du uns ein paar Beispiele nennen?

Amerikanische Unternehmen gehören zu den ersten, die das große Potenzial von sogenannten „Carbon Removals“, also CO2-Senkentechnologien, erkannt haben. Diese können uns dabei helfen, Kohlenstoff dauerhaft aus der Atmosphäre zu entfernen. Damit können CO2-Senken-Technologien ein Game Changer beim unternehmerischen Klimaschutz sein - amerikanische Unternehmen sind aus meiner Sicht bei der Nutzung dieser Technologie führend. Erst kürzlich hat Microsoft einen Forward-Vertrag über die Lieferung von CO2-Senkenzertifikaten aus dem kanadischen Pflanzenkohle-Projekt Carbonity mit First Climate und SUEZ unterzeichnet.


Moderne CO2-Senkentechnologien wie Pflanzenkohle sind aufgrund ihrer begrenzten Verfügbarkeit aktuell noch nicht weit verbreitet. Je mehr Unternehmen sich aber dafür entscheiden, sie in ihre Klimaschutzstrategie einzubinden, desto mehr Möglichkeiten gibt es, innovative CO2-Senkentechnologien zu skalieren und ihre Verfügbarkeiten zu erhöhen.


Amerikanische Unternehmen gehören zu den ersten, die das große Potenzial von sogenannten „Carbon Removals“, also CO2-Senkentechnologien, erkannt haben.

Genau hier können sich Unternehmen in den USA als Pioniere im Bereich des unternehmerischen Klimaschutzes etablieren – indem sie mit gezielten Investitionen in diese zukunftsweisenden Technologien mit gutem Beispiel vorangehen.


Welche Rolle spielen CO2-Zertifikate aus Deiner Sicht derzeit beim unternehmerischen Klimaschutz in Amerika?


Die aktuelle US-Regierung hat kürzlich ihre Unterstützung für die freiwilligen Kohlenstoffmärkte angekündigt und ihre eigenen Richtlinien-Empfehlungen für die Weltmärkte veröffentlicht. Ich betrachte dies als einen wichtigen Beitrag zu den laufenden Diskussionen darüber, wie CO2-Zertifikate am besten für unternehmerische Klimastrategien genutzt werden können. Eine spannende Zeit also für Unternehmen, die CO2-Zertifikate als zusätzliches Instrument für ihre Klimastrategie einsetzen wollen. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass CO2-Zertfikate vielerlei Vorteile bieten. Die Kernfrage ist aus meiner Sicht, welche Voraussetzungen notwendig sind, um die Integrität des Marktumfeldes in den USA zu garantieren.


Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass CO2-Zertfikate vielerlei Vorteile bieten. Die Kernfrage ist aus meiner Sicht, welche Voraussetzungen notwendig sind, um die Integrität des Marktumfeldes in den USA zu garantieren.

Für Unternehmen, die selbstbewusster an CO2-Zertifikate herangehen wollen, ist es wichtig, einen Kompass zu haben, der ihnen bei der Entscheidung für die Unterstützung eines Klimaschutzprojekts als Orientierungshilfe dient. Ich empfehle Unternehmen, sich in diesem Bereich von einem erfahrenen und kompetenten Dienstleister wie First Climate beraten zu lassen, um herauszufinden, worauf sie beim Erwerb von CO2-Zertifikaten aus hochwertigen Klimaschutzprojekten achten müssen.


Darüber hinaus investieren immer mehr Unternehmen ganz direkt in Klimaschutzprojekte, vor allem in Early-Stage-Projekte. So sind Unternehmen über den gesamten Projektentwicklungs-Prozess hinweg in sämtliche Schritte involviert und können die Steuerung des Projekts selbst übernehmen bzw. verantwortlich beeinflussen. Meiner Einschätzung nach wird diese Art der Projektentwicklung dazu beitragen, dass die Zahl von unternehmensspezifischen Projekten wächst. Unser Team freut sich, bei dieser Art von projektbasierten unternehmerischen Klimaschutzmaßnahmen an der Spitze zu stehen. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage in diesem Bereich weiter steigen wird.


Welche Vorschriften gelten in den Vereinigten Staaten aktuell für die Nachhaltigkeits-Berichterstattung?


Nach zwei Jahren der Stakeholder-Diskussion und einer hitzigen Debatte im Kongress wurden im März die endgültigen Klimaschutz-Vorschriften der Securities and Exchange Commission (SEC) verabschiedet. Im Kern verpflichten diese börsennotierte Unternehmen dazu, detaillierte Angaben darüber zu machen, wie sich der Klimawandel auf ihre Geschäftstätigkeit, ihre Finanzkraft und ihre Zukunftsaussichten auswirkt. Dazu gehört auch die Offenlegung von Treibhausgasemissionen, was für viele Unternehmen in den Vereinigten Staaten ein bedeutender Schritt in Richtung Standardisierung umweltbezogener nicht-finanzieller Berichterstattung wäre. Idee war es, die Vorgaben so zu gestalten, dass Investoren Zugang zu konsistenten, vergleichbaren und verlässlichen Informationen haben, um fundiertere Investitions-Entscheidungen treffen zu können.


Da die Umsetzung der neuen Richtlinien jedoch durch Rechtsstreitigkeiten verzögert wird, hat die SEC sie nun vorübergehend auf Eis gelegt. Es bleibt also abzuwarten, was letztendlich auf die Unternehmen zukommen wird. Unser Team wird alle Entwicklungen im Auge behalten und steht bereit, um die Unternehmen bei Bedarf zu unterstützen.


Bei vielen amerikanischen Unternehmen führt diese Phase der Ungewissheit zu Unsicherheiten in Bezug auf ihre Nachhaltigkeits-Berichterstattung. Was würdest Du ihnen raten, um bestmöglich vorbereitet zu sein?


Ich würde empfehlen, diese Verzögerung zu nutzen, um die unternehmensinternen ESG-Aktivitäten voranzutreiben. Unabhängig davon, ob die SEC-Vorschriften verabschiedet werden oder nicht, ist die Berechnung des jährlichen CO2-Fußabdrucks ein guter Anfang - sie bringt den Ball der Datenerfassung ins Rollen und bietet eine solide Grundlage, auf der die Berichterstattung aufgebaut werden kann. Sie ist auch ein idealer Ausgangspunkt für die Entwicklung einer umfassenden Klimastrategie.


Welche Faktoren könnten die Treiber für mehr unternehmerischen Klimaschutz in den USA sein? Gibt es Unterschiede zu anderen Regionen in der Welt?


In anderen Regionen wie der Europäischen Union ist die Bereitstellung von Unternehmensressourcen für den Klimaschutz in vielerlei Hinsicht obligatorisch, während in den USA das freiwillige Engagement und die Bereitschaft, voranzugehen, weitaus wichtiger sind, um den Klimaschutz in Unternehmen effektiv voranzutreiben. Eine wirksame Klimastrategie könnte beispielsweise eine substanzielle Investition in ein Projekt oder die Integration von Nachhaltigkeitsinitiativen und -entscheidungen auf allen Ebenen des Unternehmens umfassen. Es ist keine leichte Aufgabe, aber für Unternehmen, die auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben wollen, ist effektives Engagement für den Klimaschutz unerlässlich.


Es ist keine leichte Aufgabe, aber für Unternehmen, die auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben wollen, ist effektives Engagement für den Klimaschutz unerlässlich.

Immer mehr Unternehmen in den USA entscheiden sich dafür, Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen: Die Vereinigten Staaten sind neben Japan und dem Vereinigten Königreich mit den meisten Unternehmen auf der TIME-Liste „Most Sustainable Companies of 2024“ vertreten.


Hast Du Tipps, wie Mitarbeitende das Management von einem aktiven unternehmerischen Nachhaltigkeits-Engagement überzeugen können?


Legen Sie die Fakten dar, aber präsentieren Sie dem Management nicht einfach eine Liste von Problemen. Ein klarer Aktionsplan und die Darlegung der damit verbundenen Vorteile für das Risikomanagement und die Markenreputation werden Ihre Führungskräfte überzeugen und Ihnen die Zustimmung verschaffen, die Sie brauchen, um Ihr Unternehmen auf den richtigen Kurs zu bringen.


Ich denke, es ist auch wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn Sie nicht sofort eine Zustimmung erhalten. Bleiben Sie am Thema dran und informieren Sie regelmäßig über Fortschritte und Erfolge – ein gutes Management wird das zur Kenntnis nehmen. Unternehmerischer Klimaschutz ist ein Marathon und kein Kurzstreckenlauf.


In ein paar Monaten wirst Du wieder auf der Climate Week in New York City sein. Was wird Deiner Meinung nach in diesem Jahr ein Kernthema sein?


Die Frage der Dekarbonisierung der Lieferketten muss für jedes Unternehmen ganz individuell beantwortet werden – es gibt keine Pauschallösungen. Deshalb rechne ich damit, dass dies ein zentrales Thema auf der diesjährigen Climate Week in New York sein wird. Ich freue mich darauf, dieses Thema mit Unternehmen vor Ort zu diskutieren und sie mit unserem Know-how zu dabei zu unterstützen, eine resiliente und emissionsarme Lieferkette aufzubauen.


Das klingt nach einer spannenden Zeit für den unternehmerischen Klimaschutz in Amerika. Vielen Dank für diese interessanten Einblicke, Max!



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Treffen Sie Max und Vincent auf der Climate Week in New York City!


Tauschen Sie sich vom 22. bis 29. September in New York mit Maximilian Schlicher und Vincent Erasmy, Team Lead International Sales bei First Climate, über wirksamen Klimaschutz für Unternehmen aus.


Vereinbaren Sie gerne direkt einen Gesprächstermin. Wir freuen uns auf den gemeinsamen Austausch!







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