„Klimaschutz auf einem neuen Niveau“ – Wie CARBONITY die Zukunft der CO₂-Senkentechnologien prägt
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Ein Interview mit Nino Berta, Senior Project Manager im Technical Removal Solutions-Team (TRS) von First Climate

Mit dem Start der großtechnischen Pflanzenkohle-Produktion im kanadischen Port-Cartier, Québec, schlägt das CARBONITY-Projekt ein neues Kapitel im weltweiten Klimaschutz auf. Das Joint Venture von Airex Energy, SUEZ und Groupe Rémabec hat das Potenzial, zu einem Gamechanger im Bereich der technischen Kohlenstoff-Speicherung zu werden und die Technologie auf ein neues Niveau zu heben. Unterstützt von First Climate durchläuft das Projekt gerade die letzte Phase des Puro.earth-Zertifizierungsprozesses. Im Interview erklärt Nino Berta aus dem First Climate TRS-Team, was CARBONITY so besonders macht und wie Unternehmen davon profitieren können.
Nino, Pflanzenkohle ist als Klimaschutztechnologie gerade in aller Munde. Warum ist das so?
Weil sie zu den wenigen Technologien gehört, die tatsächlich heute schon Negative Emissionen erzeugen. Viele Klimaschutzmaßnahmen zielen darauf ab, Emissionen zu vermeiden oder zu reduzieren. Die Pflanzenkohle-Technologie geht einen Schritt weiter und entfernt aktiv CO2 aus der Atmosphäre – und das dauerhaft. Dies passiert, indem sie den Kohlenstoff, den Pflanzen während der Photosynthese aufgenommen haben, in einer stabilen Form einschließt, sodass er nicht wieder als CO2 in die Luft gelangt. Außerdem ist die Technologie im Vergleich zu anderen aus dem Bereich der sogenannten CDRs, also Carbon Dioxide Removals, bereits heute für die Nutzung verfügbar und gut skalierbar.
Was bedeutet das konkret für Unternehmen, die sich klimaneutral aufstellen wollen?
In Bezug auf Klimaneutralität muss die Priorität immer auf der Vermeidung von Emissionen und der Ausschöpfung von Effizienzpotenzialen in den Betriebsabläufen liegen. Klar ist aber auch, dass wir angesichts der sich immer schneller verschärfenden Klimakrise verstärkt Instrumente zur Anwendung bringen müssen, die dazu beitragen, Treibhausgase aktiv aus der Atmosphäre zu entfernen. Große Unternehmen wie Microsoft, die bereits zu den Kunden von CARBONITY gehören, gehen dabei voran. Mit der Skalierung der vorhandenen Technologien und der verbesserten Verfügbarkeit sind CO2-Senkenlösungen jetzt aber für viele Unternehmen eine interessante Option.
… was man auch an dem jetzt eröffneten CARBONITY-Projekt sieht?
Ganz genau. In der CARBONITY-Produktionsanlage kommt eine Pyrolyse-Technologie von Airex Energy zum Einsatz, die dem neuesten Stand der Technik entspricht und die Erzeugung von hochqualitativer Pflanzenkohle ermöglicht. Das eigentlich Besondere an CARBONITY ist aber die schiere Größe des Projektes. Im Vollbetrieb, den wir bis 2026 erreichen wollen, produziert die Anlage jährlich 30.000 Tonnen Pflanzenkohle – das entspricht etwa 75.000 Tonnen gebundenes CO2. In dem noch relativ jungen Entwicklungsbereich der Carbon Dioxide Removals, in dem wir uns hier bewegen, ist diese Dimension ein echter Durchbruch – Klimaschutz auf einem neuen Niveau.

Wie genau funktioniert Klimaschutz mit Pflanzenkohle?
Der Ausgangspunkt ist der natürliche Prozess der Photosynthese: Pflanzen – im Falle von CARBONITY die Bäume in den nachhaltig bewirtschafteten Wäldern rund um Port Cartier – nehmen während ihres Wachstums CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern ihn im Rahmen des Biomassewachstums. Durch das besondere Pyrolyseverfahren wird ein Großteil des in der Biomasse enthaltenen Kohlenstoffs durch Erhitzung unter Luftabschluss langfristig in der Pflanzenkohle gebunden. Die Pflanzenkohle ist sehr stabil und zersetzt sich praktisch nicht. Eingesetzt etwa als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft oder als Zuschlagstoff in der Bauindustrie bleibt der Kohlenstoff deshalb der Atmosphäre permanent entzogen. Wir sehen in der Pflanzenkohle den Schlüssel zu einem klimafreundlichen Wirtschaftssystem. Wichtig zu erwähnen ist, dass unsere Pflanzenkohle nur aus nicht weiter nutzbarem organischem Material hergestellt wird. Bei CARBONITY ist das Restholz aus dem Sägewerk vor Ort.
Was sind die nächsten Schritte des CARBONITY-Projekts?
Als Partner von CARBONITY möchten wir First Climate als einen der führenden Anbieter für CO2-Senkenzertifikate langfristig etablieren. Das Projekt ist weiter auf Wachstumskurs in Kanada und perspektivisch auch weltweit: Bis 2035 ist der Aufbau von Produktionskapazitäten für bis zu 350.000 Tonnen Pflanzenkohle geplant. Aktuell begleitet unser Team das Auditverfahren im Rahmen des Verifizierungsverfahrens durch den Registrierungsstandard. Nach erfolgreichem Abschluss des Verfahrens werden dann die ersten CARBONITY CO2-Zertifikate voraussichtlich noch in diesem Sommer ausgeschüttet – ein weiterer wichtiger Meilenstein für das Projekt und den Klimaschutz durch permanente Carbon Dioxide Removals.